10 Gebote für authentische Texte [die selbst ChatGPT nicht kennt]

Ich weiss nicht, was wir machen müssen, damit unsere Texte in naher Zukunft wirklich authentisch sind. Geschweige denn von den Kunden wirklich als „authentisch“ oder „echt“ wahrgenommen werden.

Hast du das auch schon mal gedacht oder gesagt? Noch vor einem halben Jahr (das war Dezember 2022) hättest du geantwortet: Nein – kein Thema bei uns.

Doch jetzt schreiben wir das Jahr 2023 und wir sind mitten drin in einer Welt, in der Texte immer häufiger von einer magischen Feder geschrieben werden. Eine künstliche Intelligenz namens ChatGPT ist auf die Welt gekommen und zeigt uns mit aller Deutlichkeit, wie verblüffend gut sie textet. Verblüffend gut und verblüffend schnell. Egal welches (Fach-)Thema. Egal für welches Format. Egal für welche Zielgruppe.

2023 sollten wir deshalb die Zeit nutzen, unsere Unternehmenssprache so zu verändern, dass sie nicht nur authentisch ist, sondern auch authentisch wirkt.

Dazu gehen wir exakt wie ein Koch vor, der stolz auf seine authentische Küche ist. Machst du mit? Auch er hat einmal diesen Entscheid für „authentisch“ und „echt“ getroffen, um im Branchenbrei weniger austauschbar zu sein. Mehr noch: Authentische Küche macht ihm vermutlich auch mehr Freude als vorgefertigte Küche – spätestens dann, wenn er von seinen Gästen gelobt wird.

Was für Köche gilt, gilt also auch für Texterinnen und Texter. Doch das heisst nicht, dass du ohne Textroboter arbeiten solltest (auch Spitzenköche arbeiten mit Thermomix und Co). Im Gegenteil. Nur willst du wissen, wie du die Texte nachher überarbeitest, welche Zutaten du brauchst, damit deine „Menüs“ für deine Kunden unverwechselbar werden.

Wie das geht, erfährst du gleich mit den 10 Geboten.

Doch zuerst beschäftigen wir uns mit dem Textroboter – nennen wir ihn Robin. Robin ist dein super trainierter Texter und deine unerschöpfliche Quelle: Er weiss unermesslich viel (zumindest alles, was die Welt bis und mit September 2021 wusste).

Was „Robin“ alles kann – leider

Bevor ich ChatGPT das erste Mal anwendete dachte ich: OK, Robin wird schon schreiben können, aber sein Sprachstil wird sachbezogen, akademisch und nüchtern sein. Sprich: Solide. Etwas spröde und sperrig. Wie es eben von einer Maschine zu erwarten ist.

Doch da hatte ich die Rechnung ohne den Wirt gemacht.

Robin hat zwar einen nüchternen Sprachstil. Er kann aber auch Marketing und schafft es locker, die Ja-Sensoren deiner Leserinnen anzusprechen. So textet er dir in Sekundenschnelle brauchbare Newsletter, Social-Media-Posts und Werbetexte.

Wie ist es mit Zielgruppenansprache? Robin spricht deine Leserinnen direkt an – wenn du ihm einen entsprechenden Befehl gegeben hast. Er bringt dir sogar Vorschläge, wie sich eure Zielgruppe schärfen lässt.

Wie ist es mit der AIDA-Formel für die Leseraufmerksamkeit und Dramaturgie unserer Texte? Auch das schafft er einwandfrei.

Wie ist es mit Storytelling? Oh – welch herbe Enttäuschung. Robin kann sogar Storytelling und schreibt dir eine exemplarische, einprägsame Geschichte zu deinem Thema. Sowohl Überzeugungskunst wie auch lockere Unterhaltung sind also keine Fremdwörter für ihn.

Es ist wirklich nicht klug, auf diese magische Feder zu verzichten.

Wie werden wir authentisch statt austauschbar? Was ChatGPT meint

So stellen wir also Robin als unermüdlichen Mitarbeiter ein, lassen ihn unsere Posts, Newsletter und Werbetexte schreiben, während wir uns entspannt im Stuhl zurücklehnen. Doch eines Tages – und dieser Tag kommt vielleicht sogar schneller als du denkst – wirst du einen Textbeitrag eines anderen Unternehmens lesen, der dir irgendwie bekannt vorkommt.

So entdeckte ich eines Tages einen Post und an einem anderen Tag einen Kommentar auf LinkedIn, die mir beide sehr verdächtig vorkamen und nach „Robin“, bzw. die Künstliche Intelligenz (KI) als Absender aussahen. Von da an entdeckte ich immer mal wieder einen Robin-Text.

Deshalb jetzt die Frage, die wie ein Elefant bei allen Unternehmen im Raum stehen sollte: Wie schaffen wir es, dass wir die KI gewinnbringend nutzen, die Kunden unsere Texte aber weiterhin als echt und typisch wahrnehmen wie eine persönliche Handschrift?

Leider ist es nicht die Lösung, in jedem dritten Satz den Unternehmensnamen zu erwähnen. Das sieht klar nach deinem Unternehmen aus, wird aber deine Leser sofort vertreiben.

Auch Fachbegriffe sind nicht die Lösung. Denn die verwenden ja eure Mitbewerber auch.

Die Fragestellung hat mich bewogen, auf LinkedIn einen Newsletter «authentisch im KI-Zeitalter“ zu lancieren und parallel zu meinen Erkenntnisgewinnen (fast) wöchentliche Updates dazu zu liefern. Hier mit Klick auf diesen Link kannst du ihn abonnieren.

Was machen wir also gegen Austauschbarkeit – die im schlimmsten Fall bis zum Vertrauensverlust führen kann?

Robin wieder entlassen und in die Wüste schicken? Ich bin strikt dagegen, wegen dieser Risiken auf den Segen der Technik zu verzichten. Zu gross sind die Vorteile der magischen Feder: Robin hilft dir nicht nur, extrem Zeit zu sparen. Er hilft dir auch, Schreibblockaden zu überwinden und in den Schreibfluss zu kommen.

ChatGPT und viele andere Artikel empfehlen, einen „persönlichen Stil“ gegen das Austauschbarkeitsrisiko zu entwickeln und die Texte von Robin entsprechend zu bearbeiten. Das ist gut gemeint – doch inwiefern kann man „persönlich“ texten, wenn man in der Businesswelt unterwegs ist? Wo doch vor allem möglichst fachlich-sachliche Sprache gefragt ist?

Mit diesem Blog erhältst du Antworten auf diese Fragen, die du von ChatGPT mehrheitlich (noch) nicht bekommst. Zumindest habe ich diese Antworten auch nach wiederholtem Briefing nicht erhalten. Es ist eine Zusammenfassung von mittlerweile 13 Artikeln meines LinkedIn-Newsletters. Ich habe sie hier für dich in Form von 10 Geboten aufgearbeitet.

Los geht’s!

Gebot #01: Du sollst die Roboter-Sprache verstehen

Robin-Texte sind nur auf den ersten Blick verblüffend gut. Auf den zweiten Blick klingen Robin-Sätze hohl, aalglatt und eben… automatisiert standardisiert. Je länger du mit der Maschine arbeitest, um so schneller hast du einen Blick dafür und kannst die eigenen Robin-Texte spitzfindig bearbeiten. Konkret erkennst du Robin an diesem Sprachstil:

  • Er wirkt sehr „professionell“ und streut zuweilen Fremdwörter ein, die selbst dir als Brachenkennerin fremd sind. Aber Achtung: Trotz überwiegender Professionalität bringt er hin und wieder auch saloppe Formulierungen (vgl. Punkt 6).
  • Er ist zu 100 Prozent fit bezüglich Rechtschreibung und Grammatik.
  • Er wirkt unverbindlich und „wissenschaftlich“ (dafür kann er nichts – er wurde so trainiert). Seine Sätze enthalten entsprechend oft Konjunktive wie „können“ oder „möchten“ – zu oft für einen Marketingtext!
  • Er verwendet zu viele Substantive (Nomen) statt starke Verben. Das macht die Texte zuweilen nur schwer leserlich.
  • Er legt zu wenig Wert auf lesefreundliche, kurze Sätze.
  • Er neigt dazu, mit überflüssigen Aussagen um sich zu werfen (dieser Ausdruck stammt tatsächlich 1:1 von „meinem“ Robin)
  • Er hat einen begrenzten Sprachschatz (merkt man aber erst, wenn man ihm immer wieder den gleichen Auftrag gibt).
  • Er schreibt hin und wieder entweder völlig unlogisch oder bringt deplatzierte Inhalte – #Schrottiwriting
  • Er beendet seine Texte immer mit einem (professionellen) „Fazit“, schliesst mit „Insgesamt“ oder „abschliessend lässt sich sagen…“

Aus jedem dieser Punkte liesse sich je ein einzelner logischer Tipp ableiten (wobei der nicht immer zielführend ist – kein Fazit mehr zu schreiben zum Beispiel). Manchmal ist einfach nur gutes Deutsch gefragt.

Mit dem Verständnis für die Roboter-Sprache und das mangelnde Roboter-Können wirst du denn auch die folgenden Gebote 2 bis 10 besser nachvollziehen. Es sind (ausser Gebot #06) alles Gebote, die du vielleicht noch nirgends gelesen hast:

Gebot #02: Du sollst überraschen

Robin verwendet standardisierte und perfekt polierte Phrasen für seine Texte. Das hast du in Gebot 1 erfahren. Der Vorteil: Sie sind flüssig zu lesen. Der Nachteil: Sie sind austauschbar, langweilig und zuweilen langatmig. Wenn du deinen Leserinnen zeigen möchtest, dass dein Marketingtext authentisch ist, dann sorge ab und zu für eine kleine sprachliche Überraschung.

So, wie unser unverwechselbare Koch seinen Saisonsalat statt mit den gewohnten geraffelten Karotten mit Heidelbeeren und einigen wenigen zerdrückten und unzerdrückten rosa Pfefferkörnern serviert (das war jetzt ein langer Satz – er stammt aber nicht von Robin ;-)).

Du kennst rosa Pfefferkörner, gell? Im Unterschied zu den schwarzen verführen sie mit einem milden, süsslich aromatischen, nur leicht scharfen Geschmack.

Wie gehst du vor?

Indem du zum Beispiel solche rhetorischen Zwischenfragen stellst wie ich das gerade getan habe. Damit bringst du wohltuende auflockernde Dynamik in deinen Text.

Andere Möglichkeiten:

  • Entscheide dich für rosa Pfefferkörner. Fertige eine stets wachsende Liste mit business-unüblichen Wörtern an und streue sie dosiert in eure Posts, Newsletter und Blogartikel – vor allem in online und soziale Formate. Es sind Wörter, die müde in wache Leser-Augen verwandeln. Ich verwende zum Beispiel gerne „Zombiewriting“ und „es tötelt“ für seelen- und herzlose Robotertexte. Themenunabhängig schliesse ich meine Aussagen auch immer mal wieder mit „gut ist“.
  • Verwende ab und an eine unkonventionelle Satzstruktur: Beispiel: „Das Verlangen stark. Die Versuchung intensiv. Die Lust erwacht. Unser Parfüm.“ Der Tipp unten hilft dir dazu.
  • Pflege Adjektive. Ein „vergnügtes“ Magazin spricht das Herz an. Ein „sehr gutes“ Magazin wirkt einschläfernd. Ein unwiderstehliches Angebot löst ein inneres Nicken aus, während „ein Angebot“ nur ein Angebot ist.
  • Verwende Sprachbilder. Beispiel: ChatGPT ist die magische Feder für deine Contentproduktion. Branding ist wie Fussbodenheizung für eure Kunden.
  • Mach den Branchenspagat. Bediene dich für deine überraschenden Texte aus anderen Branchen. So, wie ich mit den rosa Pfefferkörnern und der authentischen Küche in die Welt des Essens eintauche. Oder mit «Fussbodenheizung» mich der Haustechnik-Sprache bediene.
  • Erkläre zwischendurch explizit, dass dein Text nicht nur Robin geschrieben hat. Zum Beispiel schreibst du am Schluss in deinem Blogartikel statt „Fazit“ einfach einmal „unser [Unternehmensname] Fazit“.
  • Lass dich von Werbe- und journalistischen Texten inspirieren und pflege eine unternehmensspezifische Liste. Wenn du einen Text „fertig“ hast, pfeffere ihn nochmals gut durch.

Tipp: Der „Sloganfinder“ hilft dir, überraschende und anziehende Überschriften oder den wichtigen ersten Satz zu texten.

Gebot #03: Du sollst Details verfallen sein – mit Haut und Haar

Die NZZ veröffentlichte im April 2023 einen Artikel mit dem Titel „Können Sie unterscheiden, ob ein Text von einem Menschen oder von ChatGPT stammt?“

Dazu nahm die Autorin verschiedene Restaurants-Rezensionen unter die Lupe. Ist dir das auch schon aufgefallen, dass viele Rezensionen auffallend ähnlich klingen? „Das Essen war lecker“ – „Die Erfahrung war grossartig, das Personal sehr sympathisch“ – „Insgesamt ist das Café einen Besuch wert.“ etc.

Hand aufs Herz: Wie viele Marketingtexte enthalten solche hohlen Floskeln – sind folglich austauschbar? Und welche magst du selbst wirklich gerne lesen?

Ich helfe dir auf die Sprünge: Es sind die mit der Detailverliebtheit. Denn wenn du liest, dass im Restaurant XY „der Kellner mit der roten Brille auf dem Kopf“ besonders zuvorkommend ist und das Esser lecker war, weil die frischen Pasta vom Chef persönlich vor euren Augen mit aromatischem Sommer-Trüffelpilz beraffelt wurden – und jetzt kommts: er aber den Nachbartisch vergass?😉

Beobachte die Welt. Schreibe Texte, die wie Kurz-Filme in den Kopf deiner Leser schiessen. Tauche mindestens einmal pro Text hinein und wende beim Beschreiben alle Sinne an: Die Augen, die Ohren, Nase, Mund und Hände. Wenn du das schaffst, hebst du dich von den standardisierten Robin-Texten ab.

Gebot #04: Du sollst Menschen lieben

Welchen Text magst du lieber:

  • „Diese Schuhe sind wasserdicht.“ Oder: „Diese Schuhe halten Ihre Füsse warm und trocken – auch bei Dauerregen.“
  • „Das Internet funktioniert jetzt wieder.“ Oder: „Schön, bist du wieder mit der Welt verbunden.“
  • „Fertigsalat – im Handumdrehen zubereitet.“ Oder: „Fertigsalat. Das bedeutet mehr Zeit zum Leben.“

Marketing soll den Menschen dienen – nicht den Produkten. Deshalb dürfen auch deine Texte zeigen, dass es euch um eure Kunden geht. Sie sollen Leben atmen statt zu „töteln“.

Verwende Sprache, die den Menschen möglichst nahe ist («Robin» versucht das immer wieder, es gelingt aber nicht zufriedenstellend). Eine Sprache, die fesselt und Kundenaugen zum Leuchten bringt.

Lass deshalb die produktnahen Alleinstellungsmerkmale oder „Mehrwerte“ nicht alleine stehen. Sondern schreibe, was sie für das bessere Leben eurer Kunden genau bedeuten (oder für die Kunden eurer Kunden). Stell dir dazu vor, du würdest das jemandem mündlich sagen.

Schreib vom Ergebnis statt nur von Merkmalen. Vom Nutzen oder von Werten statt nur von Mehrwerten. Vom besseren Leben statt nur von euren einzigartigen Produkten.

Andere Unternehmen sprechen davon, wie kundenzentriert sie sind (welch grässliches Wort!) und wie gut sie ihre Kunden als Menschen kennen.

Ihr beweist es.

Gebot #05: Du sollst eure Werte hoch halten

Werte hochhalten: Das ist ein Gebot, das auch ohne die seelenlosen Robins für wirksame Marketingtexte gilt. Warum? Weil die Menschen des 21. Jahrhunderts aufgrund ihrer Werte entscheiden. Wir sind wertekompetent geworden. Dagegen kauften eure Grosseltern im 20. Jahrhunderts noch das, was sie brauchten: Gute Schuhe. Funktionstüchtige Technik. Frischen Salat.

Doch jetzt leben wir im Überfluss. Wir haben die Wahl, mit den Produkten unsere Werte zu erfüllen. Wir „kaufen“ Werte – mit der Absicht, ein besseres Leben im Hier und Jetzt zu führen.

  • „Diese Schuhe halten Ihre Füsse warm und trocken“ meint Wohlbefinden.
  • „Schön, bist du wieder mit der Welt verbunden“ spielt auf das tiefere innere Bedürfnis der Verbundenheit an.
  • „Mehr Zeit zum Leben“ mögen wir ausserordentlich, weil wir damit wieder mehr Zeit für unser Selbst und Beziehungen haben.

Ein Wert ist eine Auffassung. Sie sagt aus, was universell als moralisch gut gilt. Ein Wert ist aber erst ein Wert, wenn er gelebt wird. In diesem Artikel „Wann versagen Werte in Unternehmen?“ habe ich 7 Fallstricke beschrieben.

KI-Systeme wie ChatGPT sind nicht fähig, Werte oder moralische Prinzipien zu verkörpern. Deshalb sollten eure Texte eure unternehmerischen Werte wann immer möglich hochhalten und so verankern. Lasst dazu eure Mitarbeiterinnen mit ihren Werterfahrungen zu Wort kommen – siehe auch nächstes Gebot:

Gebot #06: Du sollst Persönlichkeit zeigen

Das ist das Gebot, das wir häufig lesen, wenn es um authentische Texte im KI-Zeitalter geht.

Warum ist das so wichtig? Persönlichkeit kann niemand kopieren. Persönlichkeit ist deine Handschrift. Da wir uns hier im Businesskontext befinden, geht es mehr um die unternehmerische Handschrift. Um die unverwechselbare Identität.

Wie zeigen wir unternehmerische Persönlichkeit mit unseren Texten?

Indem wir diese identitätsstiftenden Fragen beantworten: „Wer sind wir?“ „Was ist uns wichtig?“ Da spielen dann auch die oben erwähnten Werte wie eure Kulturwerte eine grosse Rolle.

So stellen wir zum gewählten Thema einen persönlich-menschlichen Bezug her, erzählen von unseren Erfahrungen und Erlebnissen.

Robin kann Storytelling, wie wir jetzt wissen. Er kann also exemplarisch zu einem Thema eine Geschichte erzählen. Doch diese Geschichten sind austauschbar – du wirst sie plötzlich an anderer Stelle lesen.

Es sind eure persönlichen Geschichten, die interessieren. Bring deine Arbeits-Kollegen und -Kolleginnen dazu, dass sie dir Geschichten erzählen, die du für deine Marketingtexte einsetzt. Falls sie noch Hemmungen haben: Es gibt einen grossen Unterschied zwischen privat und persönlich. Es geht also nicht um Homestories, sondern um Storytelling aus dem Business-Alltag.

Persönlichkeit zeigen macht nicht nur den Unterschied im Wettbewerb. Sondern mit einem persönlichen Bezug vermittelst du eine Botschaft, die bei euren Leserinnen ankommt und im Gedächtnis hängen bleibt.

Gebot #07: Du sollst nahbar sein

Mit einem nahbaren Text wählst du eine Tonalität, mit der du dem Leser sofort zu verstehen gibst, dass du menschliche Nähe magst. Dass du Augenhöhe bevorzugst.

Anstatt eine distanzierte und formelle Expertensprache zu wählen, die möglicherweise abschreckend wirkt, schafft Nahbarkeit eine freundliche und zugängliche Atmosphäre.

Nahbarkeit ist nichts anderes, als auf eine eine natürliche und authentische Art zu kommunizieren. Mit einem klaren Bezug zum Arbeitsumfeld. Stell dir dazu den den Menschen hinter euer Zielgruppe vor und stell eine echte Verbindung von Mensch zu Mensch her.

(Ich hoffe, ich kann dir mit meinem Schreibstil in diesem Blog genügend zeigen, wie nahbare Sprache funktioniert. Die direkte Ansprache beispielsweise ist ein grosser Hebel.)

Gelebte Nahbarkeit ist ein Eisbrecher in einer technologisierten Welt.

Denn Nahbarkeit in unternehmerischen Texten beweist, dass ein Unternehmen menschlich ist. Hinter der Marke stehen echte Menschen (nicht Agenturen oder Funktionen). Sie kümmern sich um ihre Kunden und interessieren sich wirklich für einen Austausch. Verwendet deshalb wenn immer möglich auch persönliche Fotos statt nur Logos in den sozialen Medien.

Darüber hinaus führt Nahbarkeit dazu, dass komplexe Informationen in möglichst einfache Sprache übersetzt werden. Indem du Fachbegriffe und Jargon bewusst vermeidest und stattdessen klare und verständliche Laiensprache verwendest stellst du sicher, dass deine Inhalte wirklich verstanden werden.

Für mehr Nahbarkeit helfen auch die folgenden Gebote #08 und #09. Humor und Ehrlichkeit sind Werthaltungen, die als zutiefst menschlich gelten. Gerade deshalb werden sie im KI-Kontext immer mehr auf die Unternehmensfahne geschrieben.

Gebot #08: Du sollst humorvoll sein

Auch mit Texten – nicht nur zwischenmenschlich.

Humor befreit in stressigen Situation und öffnet Herzen. Es ist nach der Nahbarkeit eine weitere Superpower – und eine Haltung, die Robin definitiv (noch) nicht kann. Deshalb darf euer Newsletter, sollen eure Posts sogar ab und zu gezielt eine feinsinnige humorvolle Einlage bringen – vielleicht sogar mit einem zwinkernden Emoji unterstrichen.

Zum Beispiel: „Heute hat aber auch gar nichts im Team funktioniert. Doch wie heisst es so schön? Humor ist, wenn man trotzdem lacht😉.“

Anderes Beispiel: „Es gibt viel zu tun – heften wir es ab! Nein, so verstehen wir Arbeit natürlich nicht 😉. Tatsächlich sind wir heute Morgen ernsthaft daran gegangen, …“

Wenn die Zielgruppe schmunzelt, hat sich euer Beitrag bereits gelohnt. Wichtig ist: Der Humor muss zum Kontext passen und der Autor, die Autorin soll sich selbst nicht davon ausnehmen.

Humor ist der anerkannte Versuch, sich selbst nicht ununterbrochen wichtig zu nehmen. Nach Mark Twain

Dank Humor heben sich deine Texte effektvoll von Robin-Texten ab. Solange er nicht zynisch wirkt, macht er euer Unternehmen ausserordentlich sympathisch. Mit so genannten „Memes“ lässt sich Humor übrigens wunderbar illustrieren.

Hier gibt es mehr Inspiration zu humorvollen Bürosprüchen.

Gebot #09: Du sollst ehrlich sein

Ehrlichkeit gehört zu Authentizität wie die Schwalbe zum Sommer. Es geht darum, die menschliche Seite des Unternehmens zu zeigen und Fehler auch einmal einzugestehen. Unternehmen machen sich so zwar kurzfristig verletzlich – doch es ist eine grosse Chance, eine tiefere Beziehung zu den Kundinnen aufzubauen und eine emotionale Bindung herzustellen, die weit über Produkte und Dienstleistungen hinausgeht. Das führt zu Glaubwürdigkeit und diese wiederum zu Vertrauen.

Warum können wir mit eingestandenen Fehlern Vertrauen aufbauen? Menschen wissen sehr gut, dass nicht alles Gold ist, was glänzt. Hinter dem Erfolg stehen auch Misserfolge. Deshalb können wir PR-Geschwätz und Hochglanzbroschüren nicht ausstehen. Umso mehr schätzen wir es, wenn Unternehmen Fehler transparent zugeben und daraus – ganz wichtig – Lehren ziehen. Fehler zugeben bedeutet Stärke.

Ein konkretes Beispiel

Stell dir vor, du erhältst eines Tages einen solchen Newsletter im Posteingang:

„Liebe Kundinnen und Kunden. Wir wollen ehrlich mit Ihnen sein. Auch wenn wir uns ständig bemühen, unseren Service zu verbessern, machen auch wir manchmal Fehler. Ja, wir sind ein Unternehmen, aber wir sind auch Menschen – und Menschen machen Fehler.

Letzte Woche gab es eine Panne in unserem Liefersystem, die dazu führte, dass Bestellungen später ankamen als geplant. Wir entschuldigen uns aufrichtig bei all jenen Kundinnen und Kunden, die von dieser Unannehmlichkeit betroffen waren. Es tut uns wirklich leid, dass wir nicht unseren gewohnten Standard erfüllen konnten.

Wir versichern Ihnen, dass wir aus dieser Situation lernen. Wir haben unser Team bereits darauf angesetzt, die Ursache des Problems zu identifizieren und sicherzustellen, dass sich so etwas nicht wiederholt. Ihre Zufriedenheit ist uns wichtig, und wir tun alles in unserer Macht Stehende, um den gewohnten Top-Service sicherzustellen.

Wir wissen, dass Vertrauen nicht von einem Tag auf den anderen aufgebaut wird, aber wir hoffen, dass Sie uns die Chance geben, es wiederherzustellen. Wir sind Ihnen dankbar für Ihr Verständnis und Ihre Unterstützung in solchen Momenten.

Wenn Sie Fragen, Bedenken oder Feedback haben, zögern Sie nicht, uns zu kontaktieren. Wir sind hier, um Ihnen zu helfen und sicherzustellen, dass Sie eine gute Erfahrung mit unserem Unternehmen machen.

Mit aufrichtiger Dankbarkeit – Ihr Team von [Unternehmensname]

PS – Sobald wir den Fehler behoben haben, werden Sie selbstverständlich sofort informiert.

[Ende Newsletter]

Ich bin überzeugt, dass ein solcher Newsletter intensiv von Anfang bis Ende gelesen wird und Anerkennung erhält.

Wird er auch Häme und Spott auslösen? Ja. Und wir müssen auch damit rechnen, dass dieser Newsletter bei den Mitbewerbern landet. Doch Häme und Spott haben kurze Beine. Die meisten Menschen werden Anerkennung zeigen. Das sind Kunden, für die sich Engagement lohnt.

Denn sobald der Fehler ausgemerzt und deswegen die Lieferkette sogar noch besser ist als vorher, hat dieses Unternehmen eine fantastische, weil glaubwürdige Story zum Erzählen.

Gebot #10: Du sollst Rechtschreibfehler machen

Das ist eine direkte logische Schlussfolgerung aus der Tatsache, dass ChatGPT zu 100 % fit ist bezüglich Rechtschreibfehler. Ergo sind Texte, die einen oder zwei „Tippfehler“ enthalten menschliche Texte. So einfach ist das.

Verständlicherweise geht uns das ziemlich gegen den Strich. Denn wir haben gelernt, dass professionelle Texte null Fehler haben (mit Ausnahme von vielleicht Kommafehlern – da wird ein Auge zugedrückt). Der rote Korrekturstift unserer Lehrer:innen ist nach wie vor fest in unseren Köpfen verankert. Doch zum Glück ist diese Haltung dank der sozialen Medien etwas aufgeweicht worden.

Es geht also darum, dass eure Unternehmenskultur „Tipp- und Schreibfehler“ feiert – nicht nur in Online- sondern gerade auch in Printmedien. Hauptsache, die Inhalte sind gut und lassen sich flüssig lesen.

Ab sofort gilt: „Tipp- und vor allem Schreibfehler: Wir wissen warum!“

Mein neuster Schreibfehler in einem LinkedIn-Post 😉 (hast du ihn erkannt?). Früher hätte ich ihn sofort und mit heissen Ohren korrigiert – heute lasse ich ihn stehen.

Fange mit den rosa Pfefferkörnern an

Das waren die 10 Gebote für authentische Texte im KI- und Business-Kontext.

Alle Texte und Formulierungen, die euch in naher Zukunft als besonders menschlich nahbar und empathisch herüberbringen, haben grosse Chancen, sich künftig von Robotertexten abzuheben. Dabei ist natürlich immer der professionelle Businesskontext zu beachten. Ich glaube wir stehen hier erst am Anfang. 

Mein Tipp: Wende die Gebote so gut an wie möglich. Teile sie mit deinem Content-Team. Lebt sie. Besprecht sie regelmässig. Verbessert sie.

Wenn du gleich mit etwas starten willst, dann nimm dir die die rosa Pfefferkörner vor. Beginn eine Liste mit nicht businessüblichen, aber überraschen Begriffen, die euren Wortschatz künftig unverwechselbar machen. Achtet dazu auf eure mündliche Alltagssprache. Kreiert daraus eure typische „Voice“. Eure Kunden werden sie lieben.

Aber nicht vergessen: Die Dosis macht es aus.

Nicht nur beim Essen. Sondern auch in deinen Texten.

(Das war jetzt ein Fazit – ohne den Begriff zu nennen. Vergleiche «Roboter-Sprache» in Gebot 1).

 

Ingrid Schmid ist Expertin für Unternehmenskommunikation aus Luzern (CH). Seit 2018 coacht sie KMUs methodisch für emotional-intelligente Marketingtexte. Den Lockenkopf hat sie von ihren Grossmüttern Irma und Erna geerbt.

Ingrid Schmid

31. Mai 2023

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